Zu Besuch bei einem Philosophen

Die etwas andere Berufsberatung

Schüler des Q2-Grundkurses Philosophie erkunden gemeinsam mit Dr. Achenbach die Möglichkeiten philosophischer Berufsberatung

Die Philosophische Praxis Dr. Achenbach bei Bergisch-Gladbach ist seit mehr als 30 Jahren eine Institution, wenn es um die Frage geht, wie Philosophie und lebenspraktische Fragen sich verbinden lassen. Dr. Achenbach berät seit den 80er Jahren Menschen, die sich von der Philosophie einen Rat und eine Hilfe erhoffen, wenn es darum geht, in Lebensphasen mehr Klarheit und Weitsicht zu erlangen.

Dr. Achenbach eröffnet das Gespräch mit einer These: Wenn wir bei der Berufswahl uns nur an unseren Fähigkeiten und Neigungen orientieren, dann übersehen wir häufig, dass wir eine unabsehbare Menge an Folgen mitwählen, die unser Leben in schicksalsbestimmender Weise prägen. Die Wahl des Berufs bedeutet dann ebenso die Wahl von Berufskrankheiten, von bestimmten Lebensformen, von Lebenseinstellungen, Werten, Reaktionsmustern usw. Wer beispielsweise einen Beruf in der Wirtschaft ergreift, übernimmt notwendigerweise die an Erfolg und Mehrwert orientierte Logik und kann dabei in Situationen geraten, die in Konflikt stehen mit seinen moralischen Standards.

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Nach den einführenden Gedanken meldet sich eine Schülerin zu Wort. Sie hat Bedenken, dass ihr Spaß an künstlerischem Ausdruck und Kreativität leiden wird, wenn es im Beruf darum gehen wird, Arbeiten termingerecht unter Druck abzugeben. Auch andere Schüler verweisen auf den Umstand, dass im Berufsleben Druck von außen häufig mit inneren Bedürfnissen kollidiert, etwa wenn Frauen Kind und Beruf vereinbaren müssen oder wenn es darum geht, für das berufliche Fortkommen Anerkennung zu erheischen.

Dr. Achenbach wirft mit dem Philosophen Hegel ein, dass das Ringen um Anerkennung bei mir selbst beginnt, indem ich die anderen, welche mich anerkennen sollen, zunächst selbst anerkennen muss. So wird aus einer vermeintlich abhängigen Situation eine, welche ich selbst mit gestalte.

Anderer Schüler erzählen davon, dass Wunsch und Wirklichkeit der Berufswahl oftmals an hohen Voraussetzungen (Numerus clausus o.ä.) scheitern. Dr. Achenbach gibt die Möglichkeit zu bedenken, einen Beruf zu wählen, der etwas unterhalb des eigenen Niveaus liegt. Das erhöht zum einen die Chancen und führt zum anderen dazu, dass ich im Vergleich zu den Kollegen einen leichten Vorteil habe. Dieser Realismus soll jedoch nicht die Bedeutung des Willens herabsetzen. Ein ausdauernder Wille lässt Wunsch und Wirklichkeit manchmal noch nach langer Zeit zusammen fallen.

Nach mehr als zweistündigem Austausch plädiert Dr. Achenbach an die Schüler, nicht alle Lebenserfolgserwartung an den Beruf zu knüpfen. Sinn und Beruf vereinbaren zu wollen sei eigentlich eine überhöhte Idee.

D. Büsken